Kurz vor Ende unserer ATPL Ausbildung stand für uns der wohl spannendste Flug an. Wir haben uns lange den Kopf darüber zerbrochen, wo unsere 300 NM Flüge hinführen sollten. Letztendlich haben wir uns für eine Reise an die Nordsee entschieden. Nach einer ausführlichen Flugplanung, Wetteranalyse und einem Briefing am Vortag machten wir uns gegen 0500 lcl zu Fuß auf den Weg zum GAT.
Nach mehrmaligen kältebedingten Startversuchen des Motors ging es für uns pünktlich zum Sonnenaufgang endlich los Richtung Startbahn 07.
Take-Off power set, engine readings normal, airspeed alive, rotate. Und schon waren wir auf dem Weg nach Paderborn.
Nachdem die Sonne langsam aufgegangen war beschäftigte der Steuerbord sitzende Copilot sich stets der Route und musste hin und wieder den zuvor errechneten Steuerkurs interceptieren ?
Auf dem mit 2 Stunden berechneten Flugabschnitt nach Paderborn haben wir uns intensiv über unsere fliegerische Zukunft, die verschiedenen Airlines und ihre Pakete unterhalten. Die Zeit verging jedoch wie im Fluge und wir waren bereits wieder mit den Anflugvorbereitungen auf den Flughafen von Paderborn beschäftigt. 0800 lcl Touchdown. 5 Minuten später sind wir on blocks gegangen. Von nun an begann der Wettlauf gegen die Zeit. Denn unsere Turnaroundzeiten waren in Anlehnung an einen irischen Billigflieger geplant. Aufgrund des begrenzten Tageslichtes im Monat März waren wir gezwungen unsere Flug- und Turnaroundzeiten penibel einzuhalten.
Durch eine kleine Verzögerung ging es 0835 lcl weiter in den Norden zum Flugplatz Diepholz.
In Diepholz erwartete uns bereits ein äußerst netter Flugleiter Ludwig der uns ausgiebig die Möglichkeit gab uns mit dem lokalen Tankapparat vertraut zu machen. Nachdem wir die Cessna wieder auf 758 kg TOM aufgetankt haben war noch Zeit für ein kurzes Erinnerungsfoto.
Schon ging es los auf den dritten Abschnitt unserer Reise. Endlich gen offenes Meer. Nun war es bereits Zeit unsere Schwimmwesten anzulegen – Just to be a good pilot.
Die Route führte uns über die holländische Grenze nahe der van Leeuwen Ebene über Borkum, Holzem und Juist direkt nach Norderney. Uns erwartete bereits wie vorhergesagt strahlender Sonnenschein und bestes Wetter.
Während des Landeanfluges auf Norderney mussten wir mit einigen Böen kämpfen. Jedoch konnten wir die Cessna ohne Probleme auf Norderney landen und freuten uns bereits auf die anstehende Mittagspause mit einer wohlverdienten Stärkung.
Am Flugplatzrestaurant gab es auf Empfehlung einen leckeren César-Salad und frische Bratlinge.
Wieder ein Haken auf der heutigen Liste an Flughäfen gesetzt.
Wie ihr sehen könnt, haben wir unsere Cessna direkt vor dem Leuchtturm auf Norderney parkiert. Selbstverständlich haben wir uns eine kleine Sightseeing-Tour inklusive Dünenspaziergang und Besichtigung des Leuchtturms nicht nehmen lassen.
Jedoch mussten wir vor Sonnenuntergang wieder in Stuttgart sein und so geht auch die schönste Zeit auf der Insel leider zu Ende. Wir machten die Cessna für den Flug nach Bremerhaven startklar und um 1300 lcl meldeten wir uns „D-EABZ Runway 08 Ready for departure“
Nach einem kurzen Hüpfer mit dem Ziel Bremerhaven und einem Tankstopp waren wir schon wieder airborne auf dem Weg in die Landeshauptstadt von Niedersachsen und dem Hauptsitz eines großen deutschen Reiseveranstalters. Auf dem Weg dorthin hatten wir einen wunderbaren Überblick über die Stadt Bremen.
Nachdem uns diverse Shortcuts von ATC gewährt wurden, konnten wir einige Minuten aufholen sodass wir pünktlich zu unserer geplanten Ankunftszeit vom Follow Me Fahrzeug sicher zu unserer Parkposition geleitet wurden.
Dort angekommen stellten wir uns zu einem Gruppenfoto mit den Kollegen der TFC aus Essen auf und der Turnaround konnte beginnen. Paperwork, Sicherheitskontrolle, Tanken, Flugvorbereitung.
Auch unser letzter Wunsch wurde uns gewährt, ein Start auf der kleinsten der drei Bahnen, der 27 C.
Der letzte Stop unserer Reise sollte uns an den Weltflughafen Kassel-Calden führen. Auch hier wurden wir wieder von freundlichen Lotsen empfangen und suchten uns einen Parkplatz auf dem verlassenen Vorfeld. Ein letztes Mal betankten wir unsere Cessna und machten uns im direkten Anschluss auf dem kürzesten Weg auf Richtung Heimat. Nachdem wir Frankfurt hinter uns gelassen haben, ging es über Heilbronn zum Pflichtmeldepunkt Echo. Das erste Mal seit langer Zeit wieder bekannte Stimmen im Funk.
Unser Zeitplan ging perfekt auf und noch vor Sonnenuntergang hieß es an diesem Tag „D-EABZ Runway 07 clear to land“
Die Landebahn lag hell erleuchtet vor uns und wir setzten die Cessna mit einem hohen Anflug sicher in Stuttgart auf. Nun war es an der Zeit die letzte Checkliste zu lesen und das Flugbuch auszufüllen.
Der Wohl spannendste Tag unsere Ausbildung ging zu Ende. Leider sind wir auch am Ende unserer Ausbildung angekommen und wollen diese Möglichkeit nutzen uns an dieser Stelle bei der FFH für die vergangenen 18 Monate herzlichst zu bedanken ?
Auf das nächste Abenteuer müssen wir glücklicherweise nicht lange warten. Für uns beide geht es in die wunderschöne Schweiz, genauer gesagt nach Zürich, wo wir beide bei der SWISS als First Officer angestellt sein werden. Auch wenn wir in Zukunft einen Airbus fliegen, wird uns dieser Flug in der Cessna 152 immer in Erinnerung bleiben.
Leonard & Sebastian